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Stimmungsbild - Fast eine Konzertbesprechung

Sonatenabend mit Julia Hagen (Cello) und Anneleen Lenaerts (Harfe), 16.10.2023, 19:30 Uhr, Meistersingerhalle

Nach einem großen Sommer senken sich, spät aber doch, die ersten Herbstabende ins Land. Kühle, Laubfärbung und frühere Dunkelheit erzeugen sanfte Melancholie, auch wenn man weiß, dass morgen „die Sonne wieder scheinen“, wird (Strauss, "Morgen", op. 27/4). Und vielleicht kann so mancher und manche nicht umhin, sich bei „Mariettas Lied" des Glückes zu erinnern, das ihm verblieb.

Und schon steckt man tief drin, in diesem wundersam sanften, lyrischen Konzertabend mit Julia Hagen und Anneleen Lenaerts, in welchem die außergewöhnliche Kombination aus Cello und Harfe die Zuhörerschaft vom ersten Ton an in den Bann zieht. Die Harfe ist’s, die diesem Konzert die besondere Aura verleiht, weil sie die sonst üblichen, und durchaus auch reizvollen, Gegensätze von Cello und Klavier in nichts zergehen lässt. Julia Hagen entlockt ihrem einzigartigen Ruggieri-Cello von 1684 hie mit jugendlicher Unbekümmertheit, da mit furioser Wildheit, dann wieder mit verhangener Traumseligkeit alle Farben des Herbstes. Anneleen Lenaerts‘ Harfenspiel wiederum gibt sich nicht zufrieden mit der Begleiterinnenrolle, sondern bleibt auf Augenhöhe mit dem Cello, sodass ein harmonischer Dialog zwischen den Musikerinnen entsteht, die sich in einem magischen Klangraum zu befinden scheinen.

Ob es daran liegt, dass sowohl die Harfenistin, als auch die Cellistin ihrem Instrument nur Töne entlocken können, wenn sie es innig umarmen, dass dieses Konzert das Publikum in stiller Glückseligkeit entlässt? Es ist alles gut, sagt dieser Abend, auch weil Fritz Kreislers Alt-Wiener Tanzweisen den Heimkehrenden noch ein Gran Humor mit auf den Weg geben.

Ulrike Bauermeister-Bock

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