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Ein Fest der weisen Melancholie

Klaviertrio E.T.A., 13.12.2023, 19:30 Uhr, Meistersingerhalle

1812 vertraut E.T.A. Hoffmann einem Freund an, dass er nun einmal „als Musiker geboren“ sei. Aus Bewunderung für Mozart lässt er seinen dritten Vornamen (Wilhelm) in ‚Amadeus‘ umändern. Seine literarischen Werke überflügeln heute gleichwohl den Bekanntheitsgrad seiner Kompositionen. Das Trio E.T.A. hinwieder, das sich gerne seltener gespielten Werken und der Neuen Musik widmet, sieht in ihm ob seiner Vielseitigkeit ein Idol. So bringen Elene Meipariani (Violine), Hayk Sukiasyan (Violoncello) und Till Hoffmann (Klavier) an diesem phantastischen Trio-Abend seltener gespielte Werke von Haydn, Brahms und César Franck zu Gehör. Dass Sukiasyan erst seit August 2023 Teil des Trios ist, will man kaum glauben, so harmonisch wirken die Drei in ihrem höchst kommunikativen Zusammenspiel.

Joseph Haydn widmet seine drei Trios Nr. 24 bis 26 „Madame Schroeter“, einer hochmusikalischen Dame, die vermutlich in Londoner Tagen seine Geliebte war. E.T.A. spielt das letzte der drei Trios, das in fis-Moll, der Tonart der unglücklichen Liebe und des Verlassenseins. Der auf Harmonie bedachte Haydn zeigt sich hier von seiner melancholischen Seite. E.T.A. Hoffmann soll gesagt haben, dass Haydns Musik den Himmel, nicht aber die Hölle kenne. Das so innig dargebotene fis-Moll-Trio lässt jedoch ahnen, dass auch „Papa Haydn“ Abgründe kannte.

Erst 1924 taucht ein Trio in A-Dur auf, das Johannes Brahms zugeschrieben wird. Bereits in der Einführung zu diesem Konzertabend betätigte sich Herr Scheder als musikwissenschaftlicher Sherlock Holmes und sammelte Indizien dafür, dass dieses Werk aus Brahms' Feder stammt: Die Akzente vor dem Taktstrich gehören ebenso dazu wie ineinandergreifende, komplementäre Rhythmen oder abfallende Terzen. Und sicherlich hat das meisterhaft dargebotene Presto jeden im Zuhörerraum davon überzeugt, dass kein anderer als Johannes Brahms der Urheber dieses ebenso melancholischen wie leidenschaftlichen Werkes sein kann. So leidenschaftlich, dass die innere Spannung Frau Meipariani immer wieder aus ihrem Sitz hebt, um ihrer Violine feinste klangliche Differenzierungen zu entlocken.

Nach der Pause folgt der wohl unumstrittene Höhepunkt dieses Konzertabends mit César Francks Klaviertrio op. 1/1, das erneut auf fis-Moll zurückgreift, der Tonart, die sich laut Schubart nach A-Dur zurücksehnt. Tief empfunden und von hoher Klangdichte bieten E.T.A hier ein intensives Hörerlebnis, von dem man sich wünschen würde, es ginge einfach nicht zu Ende und flösse einfach so weiter und nehme einen mit und trüge einen fort und…

Mit der Zugabe aus Mozarts C-Dur-Klaviertrio entlässt E.T.A. die Zuhörer in die regnerische Nürnberger Nacht.

Ulrike Bauermeister-Bock

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