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Malion Quartett

Mittwoch, 9. April 2025, 19:30 Uhr, Meistersingerhalle

Alfred Brendel und das Alban Berg Quartett haben das Malion Quartett inspiriert. Es ist mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft und wird hochgelobt für seine interdisziplinären Projekte. Alex Jussow (Violine), Miki Nagahara (Violine), Lilya Tymchyshyn (Vioa) und Bettina Kessler (Violoncello) widmen sich dem klassischen Streichquartettrepertoire ebenso wie modernen Komponisten, bieten Altbekanntes und Avantgarde.

Zu Gast beim Privatmusikverein in der Kleinen Meistersingerhalle am 09.04.2025 nimmt sich die Programmgestaltung eher traditionell aus: Mendelssohns op. 12, Szymanowskis op. 37 und Schuberts op. 29 stehen auf dem Programm. Mendelssohns Es-Dur Quartett hat noch einen starken Bezug zu Beethoven. Der 20-jährige schrieb es in verliebtem Zustand, doch leider wurde daraus kein großes Glück. Betty Pistor verlobte sich mit einem anderen. Armer Mendelssohn. In seinem Werk finden sich Anklänge an Beethovens Streichquartette op. 74, op. 127 und sogar op. 130.

Bei den Malions steht ein blaugrün-elegant gekleidetes, ausdrucksstarkes Damenterzett einer romantischen ersten Geige gegenüber, die alles gibt, die zahlreichen gebundenen Stellen der Partitur hervorzuheben.

Rund 90 Jahre später verfasste Karol Szymanowski sein C-Dur Quartett op. 37. In Szymanowskis Musik ist viel gebündelt: Spätromantische Überreste, ein wenig französischer Impressionismus, Anklänge an die Ballettmusik Strawinskys und unüberhörbar auch Melodisches aus der polnischen Volksmusik, vor allem im Mittelsatz. Unter den Malions sind die Rollen klar verteilt: Eine virtuose erste Geige wird in Zaum gehalten durch die exakte, feine zweite. Die Bratsche scheint in allen Emotionen zu Hause und das Cello stabilisert mit wunderbarem Vibrato die ganze Formation. Das insgesamt spannungsreiche Werk endet mit einem musikalischen Lächeln, das sofort auf das Publikum überspringt.

Nach der Pause darf sich dieses auf Schuberts Rosamunde-Quartett freuen. Schubert hatte zur Entstehungszeit zwar bereits elf Quartette geschrieben, aber op. 29 ist das einzige, das schon zu seinen Lebzeiten 1824 vom Schuppanzigh-Quartett uraufgeführt wurde. Das titelgebende Rosamunde-Thema findet sich im zweiten Satz und durchläuft bizarre Variationen. Der fröhliche Ländler des dritten Satzes wird durch das Cello verschattet. Und auch im Finale siegt Wehmut über den Triumph. Gibt es etwas Schöneres als dieses solide dargebotene, liedhafte, romantisch aufgebrochene, wunderbare späte Schubert Quartett, das uns anrührt, weil Schubert immer beide Seiten des Schicksals mitdenkt und fühlt?

Der Applaus zeugt von einem begeisterten Publikum und die Malions schicken es mit Johann Sebastian Bach und innerer Ruhe beglückt nach Hause.

U.Bauermeister-Bock

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